Das Erwachen by Kernick Simon

Das Erwachen by Kernick Simon

Autor:Kernick, Simon [Kernick, Simon]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: d-Heyne TB
veröffentlicht: 2015-12-13T16:00:00+00:00


27

Als Tina hinter dem Ford Fiesta heranfuhr, war es 15:30 Uhr. Sie wollte nicht wissen, wie er den Halter dazu gebracht hatte, ihm den Wagen zu überlassen. Auf dem Weg zu ihrem Treffpunkt war sie an dem Hotel vorbeigekommen, und beim Anblick des Krankenwagens sowie einem Dutzend Polizeifahrzeugen auf dem Parkplatz war ihr unmissverständlich klar geworden, dass sie ihre Verbindung zu ihm nicht länger geheim halten konnte. Binnen weniger Stunden würden die ermittelnden Beamten bei Scotland Yard herausfinden, dass sein Hotelzimmer mit ihrer Kreditkarte bezahlt worden war, und schon stünden sie bei ihr zu Hause an der Tür.

Der kleine Parkplatz befand sich an einer geraden Strecke der teils ländlichen Schnellstraße mit Feldern und Wiesen zu beiden Seiten und war, abgesehen von Seans und ihrem eigenen Wagen, leer. Tina stieg aus, ging zum Fiesta hinüber und stellte zu ihrem Staunen fest, dass niemand am Lenkrad saß. Doch dann entdeckte sie Sean in etwa zwanzig Metern Entfernung unter einem Baum. Er hatte sie gesehen und winkte ihr zu. Sie musste über einen Zaun klettern, um zu ihm zu gelangen, und als sie näher kam, sah sie, wie müde und mitgenommen er war, auch wenn er neue Kleider trug.

»Danke, dass Sie gekommen sind, Tina«, sagte er mit einem breiten Lächeln. Offenbar war er aufrichtig froh, sie zu sehen.

»So kann das nicht weitergehen, Sean.«

Er seufzte. »Ich kann noch nicht zur Polizei. Die nehmen mir meine Geschichte nie und nimmer ab.«

»Aber Sie können auch nicht bis in alle Ewigkeit wegrennen. Wo wollen Sie denn hin?«

»Keine Ahnung, aber meine Erinnerungen kommen jetzt sehr schnell wieder, und falls Sie den Psychiater ausfindig machen könnten, der mich in dem Haus in Wales behandelt hat, bin ich ziemlich sicher, dass er zusätzlich ein paar Lücken schließen könnte. Ich bin inzwischen davon überzeugt, dass er mir bei diesen Hypnotherapie-Sitzungen falsche Erinnerungen eingepflanzt hat, um mich in diesem verwirrten Zustand zu halten. Irgendwo in meinem Unterbewusstsein bin ich zum Beispiel immer noch davon überzeugt, dass Jane meine Schwester war, auch wenn ich mit dem Verstand genau weiß, dass sie mich belogen hat.« Er sprach hastig und wippte dabei zwischen Fersen und Zehen hin und her, während er sich unablässig mit der Hand durchs Haar strich, sodass Tina einen Blick auf die breite rosa Narbe erhaschte, die unter dem Haaransatz quer über seine Stirn verlief – sichtbares Zeugnis für die Sekunde, die ihm die ersten achtunddreißig Jahre seines Lebens ausgelöscht hatte.

»Ich werde sehen, was sich machen lässt, um ihn zu finden, Sean.«

»Der Mann heißt Dr. Bronson, Mitte fünfzig. Groß, schwarzes, angegrautes Haar. Trägt Brille. Er hat versucht, mir aus der Nase zu ziehen, wo sich die beiden Leichen befinden, hinter denen alle her sind, und ich vermute stark, dass er das auch unter Hypnose mit mir gemacht hat.«

»Und in Verbindung mit diesem Traum über die beiden Mädchen sind Ihnen keine neuen Erinnerungen gekommen?«, fragte Tina, während sie beschloss, ihm vorerst nichts über Laurens und Jens mögliche Arbeit als Prostituierte zu erzählen.

Er schüttelte den Kopf. »Aber dass es sich bei den Leichen, hinter denen sie her sind, um die Frauen in meinem Traum handelt, da bin ich mir sicher.



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